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Lügengeschichten
Ariel & Shya Kane
Als Kind habe ich so manche Riesenlügen aufgetischt. Manche waren kindisch erträumte Fantasien – so wie die meines 5-jährigen Enkels, Max, wenn er mir erzählt, dass Würmer 100 Gehirne haben und es deswegen so gut sei den Kopf eines Wurmes zu essen. Andere Schwindeleien, die ich so erzählte waren kalkulierter und unfreundlich, auch wenn ich mir dessen seinerzeit gar nicht voll bewusst war.
            
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Wie das eine Mal als ich meiner Mutter eine komplett erfundene Geschichte erzählte, wie ich auf dem Nachhauseweg von einer Bande älteren Schlägertypen schikaniert wurde, die mich beschimpften – alles nur in dem raffinierten Versuch die Aufmerksamkeit meiner Mutter so umzulenken, dass sie sich so sehr Sorgen um mein Wohlergehen machen würde und somit nicht bemerken würde, dass ich ein Paar Dollarscheine aus ihrer Brieftasche mitgehen ließ.
Aber von all den Lügenmärchen, ob groß oder klein, die ich erzählte, hätte ich kaum erwartet, dass diese eine fette Lüge, ein Fischergarn, nach über 50 Jahren wieder auf mich zurückkommen würde – aus der Erinnerung eines jungen Kindes, der jetzt ein Mann ist.
 
Als ich ein junger Teenager war, arbeitete ein Bursche namens Marvin Victor für meinen Vater und Marvin und ich teilten ein gemeinsames Interesse für das Angeln. Obwohl ich jung war, begann also für uns beide eine Freundschaft, die bis weit in mein Erwachsenenalter andauerte, bis er letztendlich an einer misslungenen Nierentransplantation starb. Aber in meiner Jugend nahm mich Marvin mit zum Barschangeln im Norden des Staates New York. Marvin hatte auch einen Stiefsohn, Mark, der drei oder vier Jahre jünger war als ich und er bemühte sich darum, dass wir Freunde würden. Ich versuchte natürlich freundlich zu sein, aber für einen 15-jährigen war ein 11 oder 12-jähriger Junge wenig interessant. Mark allerdings bewunderte mich. Er hing mir an den Fersen, wie Jungs das tun und ich erzählte ihm die eine oder andere Anglergeschichte über „die, die entkamen" – oder in meinem Fall, eine wirklich gute Fantasie über den, der explodierte.
 
Meine blühende Fantasie war der fruchtbare Grund für waghalsige und aufregende Geschichten, die nie wirklich geschehen waren. Also erzählte ich Mark im kleinstem Detail, wie ich eines Tages beim Angeln einen richtig grossen Felsenbarsch fing. Aber anstatt ihn frei zu lassen oder ihn fürs Abendessen zu behalten, nahm ich laut meiner Geschichte eine M80 (ein richtig grosser Böller), zündete ihn an, schob ihn dem Fisch in den Schlund und liess ihn dann in die finstere Tiefe hinab schwimmen. Schliesslich, sagte ich, explodierte der Fisch mit einem riesigen Wassersprudel, vermischt mit Fischinnereien und Schleim und Schuppen. Ich konnte ihn jetzt förmlich fast vor mir sehen.
 
Mit weit aufgerissenen Augen glaubte mir dieser junge Mark. Natürlich war das auch meine Absicht. Genauso wie es meine Freunde erschrecken sollte, wenn wir uns Geistergeschichten erzählten und „Buh" schrien, um die anderen zu erschrecken, was auch immer funktionierte, auch wenn sie damit rechneten.
 
50 Jahre später traten Mark und ich wieder in Kontakt. Er ist jetzt der Vater von zwei eigenen Kindern. Er ist immer noch voller Zorn über seinen Vater und Stiefvater und versucht noch immer seine Gefühle in den Griff zu bekommen – und seltsamerweise ist er jetzt Berater, ein Therapeut, und er hilft Menschen, den Sinn in ihrem Leben zu erkennen. Aber es geschah etwas merkwürdiges, als Mark und ich beiläufig über unsere Kindheit plauderten. Er sprach über die Geschichte vom explodierenden Barsch, aber es wurde schnell klar, dass sein kindlicher Verstand die Mär umgeschrieben hatte, so als wäre sie wahr gewesen. Er glaubte tatsächlich nicht nur, dass ich den Fisch erledigt hatte, er erinnerte sich jetzt tatsächlich so an die Geschichte,als wäre er dabei gewesen und hätte zugeschaut. Es war eine überdimensionierte Lüge, die zur Wahrheit umkonfiguriert wurde.
 
Sachte versuchte ich ihm klar zu machen, dass es nicht wahr war. Er war beleidigt. Es war so, als hätte ich einem Mann über 50 erzählt, dass der Weihnachtsmann, an den er die ganzen Jahre geglaubt hatte, ein Mythos sei. Hartnäckig hielt er an seinen Erinnerungen fest, obwohl er als Psychologe wusste, dass Studien bewiesen haben, wie falsche Erinnerungen noch lebhafter als reale Geschehnisse erinnert werden können.
 
Ich erwähnte die Studien und obwohl Mark von ihnen wusste, schwor er, dass dies in seinem Fall nicht so sei und nach einem kurzen Moment der Verblüffung über seine Vehemenz konnte ich das Problem schnell erkennen. Wenn Mark diese lang gehütete und wertgeschätzte Erinnerung anzweifeln würde, würde es die Büchse der Pandora öffnen. Wenn Mark zugeben würde, dass es möglich sein könnte, dass sein Gedächtnis Fehler behaftet ist, was wäre dann mit seiner Beschwerdeliste gegen diejenigen, die ihn erzogen haben und die er immer noch für gültig und richtig hielt? Was wäre, wenn das alles wegfallen würde und er sich die Möglichkeit anschauen müsste, dass er nicht wegen seines Vaters oder seiner Kindheit oder irgendeiner der anderen wirklichen Gründe, die er sich selber gab, wütend war? Was, wenn seine Welt auf dem Fundament von kindischen, fetten Lügen gebaut war, die alle im Laufe der Zeit zur Wahrheit umgeschrieben wurden?
 
Irgendwie fand ich die Wahrheit seltsam erleichternd. Gelegentlich lösen meine gegenwärtigen Umstände alte Erinnerungen aus, von Ereignissen bei denen mir als Kind „Unrecht getan" wurde. Aber jetzt kann ich tatsächlich lächeln, denn ich erkenne, dass einige dieser Ereignisse wahrscheinlich nie stattgefunden hatten. Und auch wenn sie stattfanden – meine Erinnerungen müssen keinen Einfluss auf mein heutiges Leben haben. Sie sind lediglich alte Geistergeschichten und ich muss nicht mehr hochschrecken, wenn diese Erinnerungen „Buh!" rufen... oder gar wenn sie „oh weh" rufen.
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