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Spiel der Aufmerksamkeit
Interview der Zeitschrift Sein mit Florian Schlosser
Wir alle suchen. Versuchen unser Leben so zu verändern, dass wir glücklich und zufrieden sind. Doch genau all diese Ver-Suche führen uns in die Irre, weil wir damit Druck auf uns selbst ausüben, uns nicht einfach sein lassen, wie wir sind. Im Interview spricht der spirituelle Lehrer Florian ‚Tathagata‘ Schlosser darüber, wie einfach der Weg zum Wohl-Sein im Grunde ist: Es braucht nur ein wenig Aufmerksamkeit. Aber eben nur ein wenig... Wir freuen uns diesen Artikel im Spirituellen Portal veröffentlichen zu dürfen!
            
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Manche spirituellen Lehrer sagen: Wenn du dabei stehen bleibst, dass es keinen freien Willen gibt und nichts tust, um weiterzukommen, dann hängst du fest. Muss ich also doch etwas tun?

Das mit dem freien Willen ist eine heikle Angelegenheit. Die Realität ist folgende: Bewusstsein, Gewahrsein ist hier, denn wir sind uns ja dessen gewahr, was gerade ist. In diesem Gewahrsein spielen sich ständig unbewusste Muster in unserem Nervensystem ab. Diese Muster sind nicht wir. Wenn so ein Muster sich in unserem Körper ausspielt, haben wir keine andere Chance, als es zu leben. Das ist die Natur eines unbewussten Musters.

Was wir noch wissen, ist: Dieser Moment ist eine Erfahrung in unserem Körper, unserem Nervensystem, in dem sich diese Muster abspielen.

Und: Wir haben die Kapazität, Aufmerksamkeit zu geben und Aufmerksamkeit zu empfangen.

Diese drei Bestandteile:
- Bewusstsein,
- die Erfahrung von Jetzt, also die sensorische Erfahrung im Nervensystem, und
- die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu geben und zu empfangen,
können wir Realität nennen. Mehr existiert nicht.


Florian & Julia Schlosser
Die Idee des freien Willens ist, dass wir eine Wahl haben, anders zu funktionieren als wir funktionieren.
De facto funktionieren aber nicht einmal wir, sondern unser Nervensystem funktioniert für uns die ganze Zeit. Aber das Nervensystem ist vollkommen unschuldig, weil es nicht weiß, dass es funktioniert. Es funktioniert wie ein Tonbandgerät: Was es bekommen hat an Information, das spult es die ganze Zeit ab.

Ist es denn keine Wahl, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke?

Ein Teil des unbewussten Musters ist, dass dann, wenn unser Körper unbewusst anspannt – und das macht er eigentlich die ganze Zeit, ohne dass wir es mitbekommen –, das Muster den Fokus unserer Aufmerksamkeit qualitativ verändert: Wenn der Körper sich sehr stark anspannt, dann zieht sich die Aufmerksamkeit ähnlich eines Schließmuskels zusammen und fängt an zu fokussieren.

Dieser enge Fokus ist sehr exklusiv, das heißt, er schließt alles andere aus, und nur das, was uns im Lichte der verengten Aufmerksamkeit erscheint, ist für uns präsent. Gleichzeitig wirkt dieser enge Fokus wie eine Lupe.

Wenn wir fokussieren, dann zieht das die Wirklichkeit, das, was wir fokussieren, an uns heran und es erscheint viel größer und mächtiger, als es ist. Das heißt, selbst der Fokus der Aufmerksamkeit ist ein Teil des unbewussten Musters, nämlich der Anspannung.

Wenn dem Körper erlaubt wird, gespeicherte Spannungen bewusst zu entladen, dann folgt die Aufmerksamkeit dieser neuen Weite des Nervensystems und wird ganz natürlich noch weiter. Wenn du antspannst, fängst du an, viel mehr wahrzunehmen. Wir hören, sehen, riechen, fühlen mehr von der Wirklichkeit, und das ganze System bewegt sich in einen neuen Feedback-Loop, nämlich nicht Bedrohung (enger Fokus), sondern Weite, Öffnung, Integration. Teile der Aufmerksamkeit werden dann nicht als absolut, vergrößert und exklusiv erlebt.

Wir können also sagen: Die Aufmerksamkeit folgt dem Organisationszustand unseres Nervensystems. Und das Nervensystem ist physisch, ist der Körper, bestehend aus zirka 50 Milliarden Zellen.

Das heißt: Zunächst einmal haben wir, solange diese Funktionen im Nervensystem sich ausspielen, auch bezüglich der Wahl unserer Aufmerksamkeit keine Option. Entweder sie kontrahiert wie ein Schließmuskel, wirkt oft hart wie ein Hammer und lässt die Dinge bedeutsam, größer als sie sind und ausschließlich erscheinen, oder wir verweigern bestimmten Dingen völlig die Aufmerksamkeit, weil wir sie nicht ertragen oder wollen.

Die Frage ist nun: Wie komme ich aus der Anspannung raus, denn sie entsteht ja jenseits meiner Einflussmöglichkeit?

Die Frage ist nicht: Wie kommst Du aus der Anspannung raus, sondern: Wie entspannt sich der Körper? Wie kann der Körper Stressenergie entladen, sodass das Gefühl von Entspannung entsteht? Denn DU bist schon entspannt. Was nicht entspannt ist, ist der Körper. Das ist das, was den meisten Leuten auf dem spirituellen Weg entgeht.

Die Frage ist: Was befreit die Aufmerksamkeit aus ihren unbewussten, von Anspannung angetriebenen Bewegungen?

Was es dafür braucht, ist ein natürlich funktionierendes Nervensystem, weil das Nervensystem – wie schon erwähnt - unmittelbar mit der Bewegung der Aufmerksamkeit verbunden ist. Allerdings hat es bisher funktioniert, ohne dass wir bemerkt haben, was genau im Bewusstsein und Körper abläuft.

Wie komme ich jetzt also wider in den entspannten Zustand eines Babys?

Der Körper kommt nicht in den Zustand des Babys, er funktioniert bereits wie ein Baby. Er funktioniert vollkommen unbewusst und unschuldig. Frage mal deinen Körper, ob er weiß, was er tut. Der sagt: Ich habe keine Ahnung, ich mache einfach das, was ich schon die ganze Zeit gemacht habe. Wir haben höchstens ein Prozent Bewusstheit darüber, was in unserem Körper abläuft, der Rest funktioniert vollkommen automatisch. Selbst wenn der Körper anspannt. Denn wenn er anspannt, weiß er nicht, dass er anspannt. Nur das Bewusstsein bemerkt nach der Anspannung, dass sich ein Zustand verändert hat.

Hat sich das Bewusstsein mit dem Körper verbunden und kann die Anspannung dadurch erkennen?

Das Bewusstsein hat sich nicht mit dem Körper verbunden. Der Körper findet im Bewusstsein statt. Er ist im Bewusstsein enthalten. Er ist eine Manifestation von Bewusstsein. Wie müssen differenzieren zwischen Bewusstsein und Aufmerksamkeit.

Wenn wir jetzt hier sitzen, wirst du merken: Bewusstsein ist hier. Dieses Bewusstsein ist regungslos, ist still, es tut gar nichts. In diesem unbewegten Bewusstsein, in diesem Raum, taucht jetzt der Körper auf. Du bist dir bewusst, dass ein Körper, der gewöhnlich als ‚ich‘ bezeichnet wird, hier ist. Das ist Bewusstsein in Ruhe, in dem der Körper beginnt, ganz normal aktiv zu werden.

Aufmerksamkeit ist Bewusstsein in Bewegung, ist bewegtes Bewusstsein. Wenn ich dir Aufmerksamkeit gebe, dann gebe ich dir Bewusstsein. Ich werde mir dessen, wem oder was ich Aufmerksamkeit gebe, bewusst.

Aufmerksamkeit ist Bewusstsein in Aktion, während Bewusstsein in Ruhe nur empfängt oder den Raum zur Verfügung stellt.

Jetzt stellt sich die Frage, wie wir diese Qualität von Bewusstsein in Aktion, die bisher meist ein enger, harter Fokus und dysfunktional war, so verändern können, dass der Fokus wieder weit wird.

Der erste Schritt ist zu sehen, dass bei nichts von dem, was jemals geschehen ist, du gehandelt hast. Keine einzige Handlung in deinem Leben hast du vollbracht, sondern es waren unbewusste Muster im Nervensystem, das einfach das gemacht hat, was es gelernt hat. In dem warst Du die ganze Zeit vollkommen unschuldig.

Also, was kann man tun?

Die Möglichkeit ist, in diesem Augenblick der Organisation des Nervensystems, wie es in diesem Moment verkabelt ist, einfach ein wenig Aufmerksamkeit zu geben. Das ist kein Fokussieren auf einen bestimmten Teil. Das wäre dann ein therapeutischer Zugang.

Sondern: Du bemerkst ganz einfach, was da ist, ohne den Fokus willentlich an etwas festzuhalten oder auszurichten. Weil wir sowieso in Wirklichkeit nur Bewusstsein, leeres, absichtsloses Bemerken sind.

Ja. Es ist, wie wenn du dein Nervensystem, deinen ganzen Körper als Momentaufnahme empfängst. Die wird sich im nächsten Augenblick verändern, aber das spielt keine Rolle. Dieses kleine bisschen Aufmerksamkeit ist wie ein Kuss. Wenn du sie aber fragmentarisch ausrichtest, also dich auf einen Teil konzentrierst, ist es bereits wieder im Fokus. Du vergisst den Rest, erhältst nie ein Gesamtbild und bleibst ständig in dieser gewohnten Anspannungs-Schleife gefangen.

Wirkliches Empfangen dessen, was ist, ist nur dann möglich, wenn kein Fokus stattfindet. Jede Form von Fokus ist schlussendlich Aktion, Spannung aus einem ‚Ich-Gefühl‘ heraus.

Der Körper reagiert auf die offene Form der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Weise. Bewusstsein ist da und begegnet der Aktualität dessen, was passiert - ohne Filter, ohne Interpretation, ohne Gedanken. Einfach nur auf Empfang geschaltet.

Schau einfach mal hin: Was sagt dein Körper dazu? Und wie verhält sich jetzt die Aufmerksamkeit? Was passiert mit der normalen Tendenz der Aufmerksamkeit, entweder zu fokussieren oder wegzugehen?

Irgend etwas wird weiter.

Ganz genau. Hast du das gemacht oder ist das eine natürliche Reaktion?

Das ist natürlich.

Ja, und das ist alles. Immer wieder. Von Moment zu Moment zu Moment... Bewusstsein ist hier, dein Nervensystem empfängt das Jetzt als multisensorischen Ablauf in sich selbst. Die Aufmerksamkeit beginnt sich diesem natürlichen Hier-Sein zuzuwenden, das Leben sammelt sich im Moment. Und das machst du die ganze Zeit. Es geschieht ununterbrochen.

Ist das nicht anstrengend?

Das fragt der Verstand. Aber was ist denn die tatsächliche Erfahrung deines Körpers? Bist du jetzt angestrengt, während es geschieht? War da überhaupt ein Gedanke an Anstrengung da?

Nein.

Genau, null. Im Augenblick des Geschehens von Moment zu Moment ist noch nicht einmal ein bisschen Zeit für den Gedanken von Anstrengung. Nur wenn du dich abspaltest davon – und das versuchst du jetzt im Nachhinein.

Aber vergisst du es nicht auch immer wieder?

In Wahrheit vergesse ‚Ich‘ gar nichts. Es ist das Nervensystem, das vergisst. Und das Bemerkenswerte daran ist: Je mehr das Nervensystem durch das, wie wir gerade innerlich sind, entspannt und weiter wird, desto mehr sagt es mir: „Das ist genau das, was ich mag. Es fühlt sich gut an. Du lässt mich in Frieden, und gleichzeitig siehst du mich.“

Das ist ja wirklich wie bei einem Baby, das im Grunde zwei Dinge nicht mag: Vernachlässigung, also absolut keine Aufmerksamkeit, kein Gehaltenwerden zu bekommen oder Druck, also eine Nichtachtung seiner natürlichen Grenzen in jeder Form.

Ja, es ist wirklich wie bei einem Baby: Du gibst ihm Aufmerksamkeit, aber du bedrängst es nicht. Das Bemerkenswerte ist: Unser Nervensystem lernt nur, was es liebt.

Kürzlich habe ich ein Forschungsergebnis zugespielt bekommen, wie Kinder lernen. Das Ergebnis ist: Woran Kinder kein Interesse haben und was sie nicht lieben, lernen sie nicht. Weil das Nervensystem am meisten liebt, wenn es zufrieden gelassen wird wie ein Baby, erinnert es uns die ganze Zeit und sagt: „Ich will mehr davon haben.“

So wie vorher Stress ein sich selbst generierender Ablauf war: Anspannung, enger Fokus, Denken, mehr Stress, Anspannung, enger Fokus, mehr Denken - so ist es jetzt nichts weiter als ein anderer, tatsächlich neuer Kreislauf: Entspannung, weiter Fokus, nichts geschieht, noch mehr Entspannung, weiterer Fokus usw. Es ist einfach nur eine - wenn du so möchtest - neue Gewohnheit. Das ist alles.

Im Laufe der Jahre habe ich volles Vertrauen in mein Nervensystem bekommen, weil es diesen neuen Kreislauf entwickelt hat.

Es ist tatsächlich eine zelluläre Umwandlung. Dieser Organismus funktioniert ganz anders als er vorher funktioniert hat. Wie er sich umgewandelt hat, liegt an der Qualität und nicht zuletzt auch Quantität von Aufmerksamkeit, denn: Aufmerksamkeit ist Leben. Das Nervensystem ist ein lebendiger Organismus. Wenn es keine Aufmerksamkeit bekommt – also Leben – stirbt es.

Es gab grauenvolle Experimente, bei denen Babys den Eltern weggenommen und für Tage oder Wochen isoliert wurden, also keine Aufmerksamkeit erhalten haben. Alle sind innerhalb kürzester Zeit gestorben oder autistisch geworden.

Unser Nervensystem braucht Leben. Selbst Buddha ist wieder aus der Askese zurückgekehrt, weil er erkannte, dass extremes Nach-Innen-Gehen nicht funktioniert. Es ist letztlich ein knallharter Fokus.

Auch nur Nach-Außen-Gehen, also dir gar keine Aufmerksamkeit schenken, funktioniert nicht.

Was funktioniert ist, jeden Moment neu zu erforschen, welche Qualität und Quantität von Aufmerksamkeit ‚das Baby‘ benötigt.

Jedes Mal, wenn ich dem Nervensystem zu wenig oder zu viel Aufmerksamkeit gebe, teile ich ihm ja im Grunde mit: „So, wie du gerade bist, will ich dich nicht, so bin ich nicht bereit, dich anzunehmen. Und es ist mir egal, wie es dir geht. Alles andere auf der Welt ist mir wichtiger als du.“ Dieser Mittelweg des sanften Aufmerksamkeit-Gebens, sich dabei selbst zu empfangen, das ist wie einfach SEIN im Ganzen...

...und zwar von Moment zu Moment. Es ist eine ganz andere Art zu leben. Es ist keine Formel oder Pille, die du einwirfst und dann sagst: „Okay, habe ich verstanden.“

Leben erfahren wir durch das Nervensystem, den Körper. Und zu spüren, wie viel Aufmerksamkeit das Nervensystem genau braucht, ist die Kunst. Wie Liebe machen, ein Tanz, ein Spiel.


Quelle:

Die Beziehung zu meinem Nervensystem ist wie die einer Mutter und eines Vater zu ihrem Baby. Ich spüre genau hin, wie viel Aufmerksamkeit es braucht, damit es gesund ist und sich wohl fühlt. Das ist keine Frage des Tuns, sondern vor allem der Qualität, der Absichtslosigkeit der Aufmerksamkeit.

Je mehr das Nervensystem von dieser gesunden - moderaten - Aufmerksamkeit bekommt, desto mehr gesundet es auf natürliche Weise. Denn nochmal:

Aufmerksamkeit IST Leben.

Du gibst ihm Leben. Und Leben bewirkt: Es erwacht.

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